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Hosting im Vergleich: Die europäische LLM-Infrastruktur-Lücke

LLM-Hosting in Europa und den USA – ein Performance-Vergleich zeigt drastische Unterschiede.

15. Dezember 2025KnowledgePilot Team4 Min. Lesezeit

Die Herausforderung: Anwendung statt Forschung

Fabian Westerheide bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen weniger Fokus auf die Grundlagenforschung, sondern müssen die KIs in die Anwendung bringen."

Genau das haben wir vor. Um die Grundlagenforschung kommen wir dabei allerdings nicht herum – die Themen sind brandneu und an einigen Stellen bauen wir auf Forschungsarbeiten aus 2025 auf. Immerhin können wir (noch) die Forschungsergebnisse aus den USA in unsere Anwendungen einfließen lassen.

Aber: Die Anwendungen müssen auch irgendwo installiert werden. Und zwar nicht in unserer Entwicklungsumgebung, sondern bei Hostern in Europa. Sicher, datenschutzkonform, unabhängig von den USA.

Deswegen sind wir ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, diesen Anspruch bestmöglich zu erfüllen.

Der Performance-Test: Europa vs. USA

Hier die ernüchternde Realität. Eine Anwendung im Test. Keine Codeänderungen. Exakt gleiche Testbedingungen. Wie aus dem Lehrbuch.

Test mit europäischem Hoster:
Gesamtlaufzeit von Abfrage bis zur Anzeige des kompletten Ergebnisses:

23,1 Sekunden

Test mit US-Hoster:
Gesamtlaufzeit von Abfrage bis zur Anzeige des kompletten Ergebnisses:

3,8 Sekunden

Beide Hoster tragen bekannte Namen.

3,8 Sekunden – das können wir unseren Kunden verkaufen. 23,1 Sekunden? Niemals.

Aber US-Anbieter dürfen wir nicht berücksichtigen: Datenschutz, Abhängigkeiten, Latenzen – es gibt gute Gründe.

Die Alternative? Einige H-200 GPU in einem eigenen Rechenzentrum. Das an einem anderen Standort spiegeln. Welches Startup kann und will sich das leisten?

Investoren gäbe es schon, aus den USA.

US-Investoren umwerben zunehmend europäische AI-Startups. Laut PitchBook waren 2025 an neun von zehn der größten europäischen VC-Deals US-Firmen beteiligt. Bei Series-C-Runden und später stammen mittlerweile rund 50% des Kapitals von US-Investoren – ein deutliches Zeichen, dass amerikanische Player nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das Talent und Know-how Europas systematisch erschließen.

US-Anbieter drängen auf den europäischen Markt

Ein Blick in die Presse zeigt: Während Europa zögert, handeln andere.

„Together AI expands in Europe with nearly 100,000 NVIDIA Blackwell and future-generation GPUs"

„Groq launches European data center footprint in Helsinki, Finland"

„I believe that 30% of developers who used their credit card on Groq are in Europe." – Jonathan Ross, CEO Groq

„Anthropic currently has 40 employees based out of London office with a few contractors based in European countries, and it is gearing up to hire more, specifically to build out a new office in Dublin."

„Europe does have its own LLM company – Mistral, the French startup that has raised 1.7 billion euros ($2 billion) in capital so far [...] but there's still a lot of ground to cover."

Die bittere Ironie: Datenschutz wird aufgeweicht

Wenn nicht bald Taten folgen, müssen unsere schönen, unabhängigen KI-Anwendungen bald auf der Hardware von US-Anbietern laufen.

Und die EU? Sie plant ausgerechnet jetzt, den Datenschutz aufzuweichen – eines der Kernargumente gegen US-Hoster.

„Der Anfang November 2025 zunächst durch einen Leak bekannt geworden Änderungsentwurf geht so deutlich über die ersten Reformvorschläge zur DSGVO hinaus, dass das Magazin Politico ihn bereits mit: 'Brussels knifes privacy to feed the AI boom' betitelte."

Fazit: Europa muss aufwachen

Es wird Zeit, hier endlich aufzuwachen. Wenn Europa schon keine eigenen LLMs entwickelt, sollte es wenigstens in der Lage sein, LLMs wettbewerbsfähig zu hosten. Sonst ist auch dieser Zug ohne Europa unterwegs.

Immerhin gibt es bereits eine Absichtserklärung:

"Die KI-Gigafabriken trainieren sehr große, hoch komplexe KI-Modelle, die für Durchbrüche in Bereichen wie Medizin, Cleantech oder Raumfahrt eine umfangreiche Recheninfrastruktur benötigen."

Wenn die KI-Modelle auf Plattformen mit 100.000 GPU trainiert werden, braucht es etwa 10.000 GPU für die Inferenz. Wo werden wir diese mieten?

Die Politik sollte auch erkennen: Grundlagenforschung, Know-how und Spezialisten sind die Grundlage jeder KI-Industrie. Ein Ausverkauf dieser Ressourcen an US-Investoren würde jede Chance auf eine eigenständige europäische KI-Industrie zunichtemachen.


Quellen

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